Vom Wesen der Pflanze.
Die lebendige Kraft der Pflanzen entfaltet sich still, webt unsichtbar Verbindungen zwischen Natur und Mensch, und schenkt uns Heilung für Körper, Geist und Seele.
Unsere Natur ist lebendige Kraft. Mit ihrer Lebendigkeit verändern sich die darin innewohnenden Pflanzen unentwegt und formen unsere Umgebung: Sie tun dies, auch wenn dieses Entfalten und sich Ausdehnen in einer Bedächtigkeit geschieht, die dem menschlichen Auge oft verborgen bleibt. Viel zu selten schenken wir den krautigen Pflanzen, Sträuchern und Bäumen unsere Beachtung. Dabei erfreuen sich doch unsere Augen beim Anblick der Boten des Frühlings wie Schlüsselblume, Löwenzahn oder weiße Taubnessel. Selig spazieren wir im Mai und Juni an Wegen und Waldrändern entlang und atmen dabei die wohligen Blütendüfte von Flieder, Holunder oder Linde ein. Mit Begeisterung nehmen wir die Kräfte später blühender Pflanzen wie Hopfen, Ringelblume oder Sonnenblume in uns auf. Auch wenn sich die Pflanzen während der Herbst- und Winterzeit vielfach zurückziehen, so ist dies mit einer in uns innewohnenden Gewissheit verbunden, dass die Natur lediglich ruht. Sie sammelt ihre Energien für das nächste Vegetationsjahr, um den Zyklus des Lebens erneut zu durchlaufen.
Bild rechts © Matt Grossbichler
Pflanzen sind lebendig
Der Pflanzenwelt wohnt etwas Fantastisches inne. Pflanzen sind Lebewesen: Sie besitzen ein Atmungs- und Energiesystem, Pflanzen sind imstande sich zu vermehren und sie reagieren sensibel auf die verschiedenen Umwelteinflüsse. Da diese Naturbewohner mit Hilfe ihrer Wurzeln mit dem Erdreich fest verbunden sind, hat sie die Natur mit verschiedenen Entwicklungsstrategien ausgestattet. Enthaltene sekundäre Pflanzenstoffe gelten als Schutz vor negativen Einflüssen des ultravioletten Sonnenlichts. Unangenehm schmeckende Pflanzenstoffe dienen der Verteidigung gegen Fressfeinde und mit besonderen Duftstoffen besitzen Pflanzen ein ideales Lockmittel, um bestäubende Insekten auf sich aufmerksam zu machen. Es ist dies ein wunderbares ausgeklügeltes System.
Diese besonderen pflanzlichen Mechanismen können wir Menschen für unser persönliches Wohlergehen ebenso nutzen. Antike Schriften lassen darauf schließen, dass die heilkundige Anwendung von Pflanzen schon immer ein fester Bestandteil unserer abendländischen Kultur gewesen ist. Wir sind mit der Pflanzenwelt eng verwoben! Dies zeigt sich auch in der großen strukturellen Ähnlichkeit der Moleküle Hämoglobin, im Lebenssaft Blut, und dem Blattgrün der Pflanze, dem Chlorophyll. Verschieden sind die Zentralatome Eisen (Blut) und Magnesium (Chlorophyll). Hier scheint ein besonderer Schlüssel-Schloss-Mechanismus zu wirken, der uns hilft, die Pflanzenstoffe in uns aufzunehmen und für unser Wohlbefinden zu verwerten. Weiters können wir die Symbiose am Energiekreislauf des Lebens erkennen. Wir Menschen benötigen für unsere Zellatmung Kohlenhydrate und Sauerstoff, um daraus Energie, Wasser und Kohlendioxid herzustellen – Materie wird zu Energie. Die Pflanze hingegen stellt mit Hilfe der Sonnenenergie aus Kohlendioxid und Wasser Kohlenhydrate und Sauerstoff her – Energie wandelt sich zu Materie. Dies ist wieder die Energiegrundlage für unser Sein. Es ist phänomenal, wie wir einander bedingen.
Pflanzen wirken auf mehreren Ebenen
Blicken wir noch tiefer in die Pflanzenwesen hinein. Durch genaue Beobachtungsgabe entdecken wir weitere wertvolle Botschaften, die an uns herangetragen werden. Die Art und Weise wie Pflanzen farbig und geformt sind, wie sie ihre Lebenszyklen durchleben oder mit welchen Pflanzen sie vergesellschaftet sind, gibt uns weiter Aufschluss über ihre besonderen Qualitäten. Die Rede ist von der Signaturenlehre. Es ist dies eine sehr alte Form der Naturbetrachtung, wie sie schon vor hunderten von Jahren praktiziert wurde. Dieser Informationsgehalt kann neben dem physischen auch auf unser emotionales und mentales Wohlbefinden einwirken. Denken wir nur an das echte Johanniskraut, dessen leuchtend-gelbe Blüten mit vielen Staubblättern wie kleine Kronen anmuten, die asymmetrischen Blütenblätter wirken wie kleine dynamische Windräder. Es fängt die Sommersonne ein und bringt unsere dunklen Gemüter auch in der nebelig-dunklen Jahreszeit zum Strahlen. Der echte Lavendel lässt mit seinen dunklen Blütenkelchen tief in die Seele blicken. Er wirkt Seite 2 © Michaela-Lechner.at
klärend und berührt mit seinen violetten Blüten unsere Seelenebene. Violett gilt als die Farbe des Mystischen. Mit seiner Aufrichtigkeit können gebeugte Menschen aus Seelenkrisen wieder gestärkt hervorgehen, sehen klar und verspüren dadurch eine innere Ruhe. Der farbenprächtige Sonnenhut bietet unseren belasteten Gemütern einen imaginären Schutzschirm und hilft uns, neben unserer körperlichen auch unsere psychische Abwehr zu steigern.
Wir spüren diese allumfassende Wirkung, die die Pflanzenwelt auf uns ausübt, wenn wir nach einem ausgiebigen Spaziergang im Grünen energiegeladen nach Hause kommen. Wenn wir uns ein grünes Plätzchen aufsuchen, eine Zeitlang ruhig und staunend in dieser grünen Oase verweilen und den sanften Rhythmen der Natur lauschen, können wir diese Beseeltheit in Form von Glücksgefühlen in uns förmlich spüren.
Die lebendige Kraft der Pflanze bleibt mit schonender Ganzblatt-Zubereitung erhalten
Mit einer respektvollen inneren Haltung jedem Lebewesen zu begegnen ist so wichtig, das schließt auch die Pflanzen mit ein. Mit positiven Gedankengängen nähern wir uns und sammeln die Blätter wie etwa von Frauenmantel oder Eibisch. Dabei sind Dankbarkeit und Wertschätzung die höchsten Qualitäten, die wir den Pflanzen für ihr Wirken entgegenbringen können. Ich bin überzeugt, dass mit dieser Herangehensweise die gesundheitlichen Kräfte der Pflanze bereits zu wirken beginnen – der Rohstoff Pflanze wird zusätzlich veredelt. Idealerweise lassen wir uns beim Sammeln des Pflanzenmaterials Zeit. Es wird bei guter Witterung mit viel Umsicht gesammelt. Dies ist eine wesentliche Basis für alle weiteren darauf aufbauenden Verarbeitungsschritte.
Je sorgsamer die Verarbeitung ist, desto besser. Dies kommt bei einer schonenden Trocknung und einer Ganzblatt-Zubereitung besonders zur Geltung. Die Pflanze bleibt in ihrer ganzen Form mit all ihrer uns zur Verfügung stehenden Information erhalten. Dadurch wirken die Erzeugnisse auf die Gesundheit des gesamten Menschen: auf Körper, Geist und Seele.
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Mag.(FH) Michaela Lechner MA MBA ist diplomierte Kräuterexpertin nach Ignaz Schlifni, Aromapraktikerin, Heilkräuterpraktikerin nach Hildegard von Bingen, Zertifikatsinhaberin der Paracelsus-Heilkunde des Abendlandes, Grüne Kosmetik Pädagogin und Heilpraktikerin ndR in Ausbildung. Sie leitet den Online- und Präsenz-Lehrgang (OÖ) zum Heilkräuter-Praktiker mit vielen praktischen Elementen und unterhält Workshops in Naturkosmetik.
Im Zuge der ganzheitlichen Gesundheit beschäftigt sich Mag.(FH) Lechner mit Prävention von Stress und Burnout. Dieses Wissen fließt in ihre kinesiologische Körperarbeit ein, wo es darum geht, den Parasympathikus mit seinen regenerativen Kräften zu aktivieren. Michaela Lechner studierte im In- und Ausland wirtschaftswissenschaftliche Berufe, internationale Politik und Tourismus. Webseite: https://michaela-lechner.at